Kurzer Draht zwischen Unternehmen und Ministerium - Unternehmensbesuche von Wirtschaftsministerium und Wirtschaftsförderung - Fachkräftemangel und Infrastruktur zentrale Themen
Wo drückt bei den Unternehmen der Schuh? Vor welchen Problemen und Herausforderungen stehen Betriebe aktuell – trotz oder gerade wegen der Hochkonjunktur? Antworten darauf bekommt man am besten durch einen direkten Draht zu den Betrieben. Daher besuchte Dr. Heinz Kolz, Industriereferent im Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz, den Kreis Altenkirchen.
Bei den Unternehmen, die der Wirtschaftsexperte gemeinsam mit Lars Kober (Leiter der Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen) und Iris Scharenberg-Henrich (ebenfalls Wirtschaftsförderung) besuchte, wurden Themen wie Fachkräftemangel, Bürokratie-Abbau, Zusammenarbeit mit Behörden sowie Verkehrs- und Internetanbindung besprochen. Stationen des Kreis-Besuchs waren die Firma Mudersbach in Friedewald, MS Industrieservice Schäfer (Scheuerfeld), Böhmer Maschinenbau und Wezek (beide Steinebach).
Beeindruckt von den großen Stahlteilen zeigte sich die Gruppe beim Besuch der Firma Mudersbach, Spezialist für Umformtechnik und große Schweißkonstruktionen. Das Leistungsspektrum des Lohnfertigers für die Dickblechbearbeitung umfasst Konen, Rohrschüsse und Biegeteile, die im Maschinen-, Behälter- und Anlagenbau eingesetzt werden. Eine Krankapazität von bis zu 100 Tonnen und eine Presskraft der Abkantbank von 2600 Tonnen machen deutlich, in welchen Größenordnungen hier gearbeitet wird. Der Fachkräftemangel ist auch in dem familiengeführten Betrieb ein wichtiges Thema. „Die Fluktuation ist gering, die rund 70 Mitarbeiter werden sogar am Gewinn beteiligt“, hebt Geschäftsführer Bernd Mudersbach hervor. Da das Unternehmen glücklicherweise auf Wachstumskurs ist, werden weiterhin Mitarbeiter gesucht.
Qualifizierte Mitarbeiter zu finden ist auch für den Betrieb MS Industrieservice in Scheuerfeld schwierig. Geschäftsführer und Inhaber Michael Schäfer ist froh, dass er auf die tatkräftige Unterstützung von Ruheständlern zurückgreifen kann. Zum Leistungs-Portfolio des Familienunternehmens gehören Metallbau, mechanische Dienstleistungen, Maschinen- und Anlagenbau sowie Industriemontagen. „Hohe Qualität, Zuverlässigkeit und Termintreue sind unsere Stärken“, so Michael Schäfer, der im kommenden Jahr eine neue Halle für sein Unternehmen bauen wird. Viele seiner Kunden sind Unternehmen aus der Region. Die beiden Söhne von Michael Schäfer arbeiten ebenfalls im Unternehmen mit, einer davon als Geschäftsführer.
Die Firma Böhmer Maschinenbau in Steinebach versucht, dem Fachkräftemangel durch Ausbildung für den eigenen Bedarf zu begegnen. Dementsprechend hoch ist die Ausbildungsquote mit rund 10 Prozent. Drei junge Männer absolvieren derzeit ein duales Studium. Das Unternehmen, das rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, macht einen Großteil seines Umsatzes mit der Ausstattung von Produktionsstraßen in der Automobil-Industrie. Die Digitalisierung von Produktionsprozessen ist bei Böhmer Maschinenbau schon lange Realität. „Die Prozesse laufen stabil und „sauber“, sind vernetzt, jedes Teil hat seinen Platz. Hier verschwendet niemand Zeit mit langem Suchen“, so Geschäftsführer und Gründer Christoph Böhmer. In der Produktion stehe nicht der hohe Durchsatz, sondern die hohe Flexibilität an erster Stelle. „So können wir jederzeit flexibel auf die Wünsche unserer Kunden reagieren“, so Christoph Böhmer.
Die nächste Station der Rundreise war die Firma Wezek (ebenfalls Steinebach), Spezialist für Automatisierungs-, Mess- und Regeltechnik sowie für Steuerungsbau und Montage. Wezek hat sich seit der Gründung 1973 zu einem internationalen Dienstleistungsunternehmen und Systemlieferant mit mehr als 100 Mitarbeitern an den Standorten Steinebach und Leverkusen entwickelt. Das Unternehmen lieferte beispielsweise die Elektrosteuerung für Europas modernstes Walzwerk. Peter Klein, einer der beiden Geschäftsführer, berichtete, dass Wezek kontinuierlich an innovativen Lösungen arbeitet, um Produktionsprozesse bei seinen Kunden zu optimieren oder auch zu automatisieren. Auch im Bereich „Retrofit“ bietet das Unternehmen Lösungen an. Beim Rundgang durch den Betrieb, der ebenfalls über eine eigene Lehrwerkstatt verfügt, sah die Besuchergruppe etwa einen Schweißroboter, der zum Produktportfolio gehört und im Hause Wezek für verschiedene Einsatzmöglichkeiten programmiert werden kann.
„Von den Unternehmensbesuchen haben alle Seiten profitiert“, bilanzierte Lars Kober. „Die Unternehmen konnten den kurzen Draht nach Mainz nutzen, während Dr. Heiner Kolz zu dem ein oder anderen Thema Hilfestellung geben oder Anregungen und Hinweise an die zuständigen Stellen weitergeben kann.“